Plattformpreis 2008

Anlässlich der Veranstaltung "Imbissbude goes West" der Plattform Nachwuchsarchitekten im Oktober im KAP-Forum in Köln stimmten - wie bereits 2007 - die Besucher der KAP-Ausstellung über den Plattformpreis für die fragwürdigste Architektur 2008 ab. Drei Berliner Gewerbe-Immobilien gingen dabei als Anwärter für den Plattformpreis ins Rennen.

Den PLATTFORMPREIS 2008 für die fragwürdigste Architektur in Berlin erhielt mit 46% der abgegebenen Stimmen das "Motel One" neben dem Theater des Westens, Nähe Bahnhof Zoo in Berlin Charlottenburg; knapp gefolgt mit 37% der Stimmen vom “Möbelhaus Kraft” in Berlin-Schöneberg. Nur noch 17% der Stimmen entfielen auf die “O2-Arena” am Ostbahnhof.

Gerade belegte eine wissenschaftliche Studie der Donau-Universität Krems, dass sich gute Architektur bei Handelsimmobilien bezahlt macht. Sie steigert die Rendite und senkt das Investmentrisiko. Am Beispiel des “Motel One” neben dem Theater des Westens lässt sich dies eindrücklich dokumentieren. Keiner der Läden entlang der viel begangenen historischen S-Bahn-Bögen ließ sich bis heute vermieten, weil es Bezirk und Architekt nicht gelang ein adäquates Gegenüber und eine ansehnliche Promenade entlang der Bahntrasse zu schaffen. Auch der Schlund der Parkhauseinfahrt auf der Rückseite des massiven Baukomplexes mit Maximalausnutzung, direkt neben der bedeutenden 50er-Jahre-Ikone des Amerika Hauses an der Hardenbergstraße, lässt sich an Unsensibilität schwer überbieten.

Insofern hat es die Plattform Nachwuchsarchitekten nicht überrascht, dass sich die Kölner KAP-Besucher - die sich zahlreich, besonders am sonnigen Eröffnungstag am Imbissbudenstand “Goldener Drachen” zu intensiven Diskussionen über ihre gebaute Umwelt einfanden - für das “Motel One” als fragwürdigste Architektur 2008 in Berlin entschieden. Allerdings bekam – wie die prozentuale Stimmverteilung deutlich macht - auch das “Möbelhaus Kraft” in Berlin-Schöneberg sein Fett weg. Es wurde dank der Kurzfilmpräsentation von architekturclips am Imbissbudenstand schnell klar, dass sich dieses Möbelhaus nicht in irgend einem anonymen Gewerbegebiet befindet, sondern mitten am Südkreuz, dem neuen ICE- und Regionalverkehr-Umsteigebahnhof in Berlin-Schöneberg. Das fanden viele Besucher empörend und kürten das Möbelhaus entsprechend mit Platz 2 für die fragwürdigste Architektur in Berlin, knapp hinter Platz 1 fürs “Motel One” in der City West.

"Curry", "Majo" oder "rot-weiß" - über Geschmack lässt sich streiten. Über qualitätsvolle Architektur auch.
Guten Appetit!